Aus ihr selbst.
Deswegen heisst sie ja die innere Wahrheit,
die Wahrheit, die keiner Beglaubigung von aussen bedarf.
Gotthold Ephraim Lessing
Liebe Freundinnen und Freunde
Was man wahrnimmt, wächst. Das ist Ihnen vermutlich auch schon aufgefallen. Deshalb bringt in der Erziehung (und anderswo) die Förderung des Positiven mehr als die Bekämpfung des Unerwünschten.
In den nächsten paar Abschnitten versuche ich deshalb, Ihre Aufmerksamkeit auf ein Phänomen zu lenken, von dem wir uns alle ein kräftiges Wachstum wünschen: die Liebe zum Mitmenschen.
Man trifft Freunde, die man noch nicht gekannt hat. Dies ist die Erfahrung, die man im natürlich immunisierten Bereich der Gesellschaft – d.h. auf «unserer» Seite des Corona-Grabens – machen kann. Immer wieder und immer mehr.
Ich habe viel über die Gründe nachgedacht und wage es heute, Ihnen eine vorläufige Erklärung anzubieten – in der Hoffnung, die gemeinsame Wahrnehmung möge das Phänomen noch verstärken.
Um in dieser verrückten Gesellschaft zu überleben, muss man sich selber vertrauen. Gesicherte Informationen sind gut und recht, verlässliche Autoritäten auch. Aber letztlich muss man seiner eigenen Wahrheit vertrauen.
Wer sich vertraut, baut ganz automatisch auch eine Brücke zu all den anderen Menschen, die den Schritt zur eigenen Wahrheit ebenfalls getan haben – und schon haben Sie Freundinnen und Freunde, die Sie noch nicht kannten. Das Vertrauen muss nicht erst aufgebaut werden; es ist schon da.
Wie alles Einfache hat auch dies einen Haken: Die Erfahrung des Vertrauens entsteht nicht dadurch, dass man zuschaut. Man kann das Wunder erst sehen, wenn man sich vertraut. Ein Zaungast wird die Freude nie verstehen.
Das klingt recht unpolitisch und weckt Widerstand bei allen, die die Krise in erster Linie als geopolitischen Betrug betrachten, der nur mit einer starken politischen Antwort von der Basis zu lösen ist. Aber: Dieses Vertrauen ist auch eine enorme politische Ressource.
Das Rekordreferendum mit 187’000 Unterschriften gegen die letzten Änderungen des Covid-19-Gesetzes ist nicht nur der gut geölten Sammelmaschine der Verfassungsfreunde oder dem Thema geschuldet.
Die Kraft hinter diesem einmaligen Erfolg liegt in den vielen Menschen, die einander vertrauen, weil sie auch sich selber vertrauen.
Natürlich gibt es auch Menschen, die noch an der Schwelle stehen; schliesslich braucht es mehr Mut, sich selber zu vertrauen als andern. Angesichts der vielen Veränderungen in Gesellschaft, Arbeit, Alltag und Beziehungen weiss man oft nicht, wo man steht und wohin man will.
Um den Schritt zu sich selber spielerisch zu erleichtern, haben wir in der Corona-Transition zusammen mit der Trauma-Therapeutin Ina Lindauer und der Fachfrau für Improvisationstheater Nicole de Virgiliis einen Workshop kreiert: «Wach werden: beweglich und frei für Veränderungen!» (6./7. August in Mett-Schlatt/TG, weitere Infos).
Der Workshop ist für uns die Prüfung einer Hypothese: Wir sind überzeugt, dass der neue Mensch, der da gerade erwacht, kollegiale Anleitung und gemeinschaftliche Hilfe brauchen kann. Denn: Auch wenn wir den Weg zu uns selber gehen müssen, alleine sind wir dabei nicht.
Am Horizont winkt natürlich ein Trainingsangebot für den neuen Menschen. Aber dazu muss er zuerst wahrgenommen werden. Wozu ich hiermit eingeladen hätte.
Mit freundschaftlichen Grüssen
Christoph Pfluger, Herausgeber Corona-Transition"